Wer steckt hinter Purpose:Health e.V.? Mit einer kleinen Social-Media-Kennenlern-Aktion wollen wir uns nicht nur untereinander kennenlernen, sondern auch der Öffentlichkeit zeigen, wer wir sind und wofür wir stehen. In diesem Beitrag stellt sich unser Mitglied Dr. Michael Zell vor.
Lieber Michael, erzähle uns etwas über dich und deinen Bezug zum Gesundheitswesen!
Ich bin 56 Jahre alt, Facharzt für Neurochirurgie und war in den letzten 12 Jahre als Chefarzt in neurologischen Rehakliniken tätig.
Welche Rolle spielt Purpose für dich?
Den Begriff „#Purpose“ übersetze ich in erster Linie als "Sinn", "ursprünglichen Zweck meines (beruflichen) Tuns" und "werteorientiertes Handeln". Ich finde es sehr wichtig, dass sich die Mitarbeitenden des Gesundheitswesens mehr auf die wichtigsten Werte ihres beruflichen Tuns besinnen und dafür eintreten.
Warum ist dir das so wichtig?
Die Ursachen der weitverbreiteten Unzufriedenheit, Frustration, Überforderung, Resignation und Flucht aus vielen medizinischen Einrichtungen sind vielfältig. Es ist nicht möglich, einzelne "Schuldige" wie den Kostendruck, die sogenannte Ökonomisierung, den medizinischen Fortschritt oder die demographische Entwicklung dafür verantwortlich zu machen, die nicht zuletzt dazu führen, dass Gesundheitsdienstleistungen immer teurer werden.
Es gibt auch keine einfachen Lösungen. Meines Erachtens ist es ein hilfreicher Ansatz, dass sich die Betroffenen auf ihre Werte besinnen, um den täglich wachsenden Herausforderungen begegnen zu können. Werte wie Sorgfalt, Mitgefühl und Geduld benötigen allerdings auch Zeit bei der Umsetzung. Und diese Zeit fehlt immer mehr. In Einrichtungen sollte Transparenz herrschen, damit vertrauensvoll zusammengearbeitet werden kann. Es sollte immer wieder darauf hingewirkt werden, diese Werte im täglichen Tun zu verankern, um mehr Therapeut:inn:en, Pflegenden und Ärzt:inn:en eine gesunde Arbeit und damit eine gute Patientenversorgung zu ermöglichen.
Was erwartest du von der Mitgliedschaft bei Purpose:Health e.V.?
Ich erwarte einen Austausch unter Gleichgesinnten, dass wir uns gegenseitig ermutigen, für unsere Werte einzustehen und damit eine Transformation des Gesundheitswesens hin zu diesen Werten zu ermöglichen.
Zum einen können Aktivitäten in bestehenden Einrichtungen unterstützt werden, zum anderen können wir auch konkrete Projekte starten und sozusagen Keimzellen bzw. Modelleinrichtungen eines wieder mehr werteorientierten Gesundheitswesens aufbauen. Dass dabei verantwortungsvoll mit dem Geld der Solidargemeinschaft und Gewinnen von Gesundheitseinrichtungen umgegangen wird, ist selbstverständlich.
Gut finde ich die #Interprofessionalität des Vereins, dass er offen ist für Pflegende, Therapeut:inn:en, Ärzt:e/innen und auch kaufmännisch Verantwortliche. Durch diese fachübergreifende Zusammenarbeit kann eine größere Stärke entstehen als beispielsweise durch Gewerkschaften oder Berufsverbände. Wichtig ist mir auch die im Manifest des Vereins festgeschriebene, konsequente Prozessorientierung, die sicher zu deutlichen Kosteneinsparungen ohne Qualitätseinbußen führen kann.
Wie möchtest du dich bei Purpose:Health e.V. engagieren?
Zunächst einmal möchte ich dazu beitragen, den Verein weiter bekannt zu machen und initiiere gerne Info-Diskussionsveranstaltungen oder ähnliche Formate.
Was möchtest du sonst noch erzählen?
2019/20 habe ich verschiedene Kliniken und Gesundheitseinrichtungen für Querschnittgelähmte in #Tansania besucht, um Möglichkeiten für eine sinnvolle Zusammenarbeit auszuloten. Ein guter Kontakt besteht weiterhin zur Selbsthilfeorganisation "Songambele" in Moshi/Kilimanjaro. Auf deren Website gibt es einen Film aus dem dieser Screenshot stammt. Das Bild find ich sehr ermutigend.
"Songa mbele!" heißt auf Deutsch übrigens: "Beweg dich vorwärts!", "Mach voran!"
Vielen Dank für das Interview!
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